Grundschulkinder können sich im Schnitt 15 Minuten am Stück auf eine Sache konzentrieren. Diese Konzentrationsübungen können helfen!
Stillsitzen, zuhören und Störfaktoren ausblenden, fällt vielen Erst- bis Viertklässlern schwer. Konzentrationsübungen für Grundschüler:innen können Euren Unterricht bereichern und den Schützlingen helfen, bessere Lernfortschritte zu machen. Hier sind hilfreiche Tipps für mehr Fokus im Schulalltag.
Mit vertretbarem Aufwand können Lehrer:innen Konzentrationsübungen in den Unterricht einfließen lassen. Davon profitieren nicht nur leistungsschwächere Kinder, sondern das gesamte Klassenzimmer. Erfahrt hier, warum Aufmerksamkeitstraining sinnvoll ist und wie es gelingen kann – mit 14 Übungen für Euren Unterricht.
Warum sind Konzentrationsübungen für Grundschüler sinnvoll?
Sind die Kinder im Unterricht vertieft in eine Rechenaufgabe oder in einen Lesetext, herrschen Ruhe und höchste Konzentration. Der Fokus auf eine bestimmte Aufgabe erfordert das Ausblenden von Geräuschen im Klassenzimmer und Gedanken. Selbst Erwachsene haben aufgrund einer permanenten Reizüberflutung Schwierigkeiten damit, sich zu konzentrieren. Kein Wunder also, dass viele Kinder bereits nach wenigen Minuten ihre Aufmerksamkeit auf das Gemurmel am Nachbartisch oder die nächste große Pause lenken.
Konzentrationsschwierigkeiten bei einzelnen Schüler:innen können nicht nur den Unterricht durcheinander bringen. Sie sind ein häufiger Auslöser für Lernblockaden, die besonders leistungsschwächere Kinder belasten. Spätestens auf der weiterführenden Schule kann ein mangelnder Fokus für die Heranwachsenden zum großen Hindernis werden.
Das Positive: Die Konzentrationsfähigkeit lässt sich wie ein Muskel trainieren. Es lohnt sich also, Konzentrationsübungen für Grundschüler:innen in den Unterricht zu integrieren – für ein ruhigeres Klassenklima sowie mehr Erfolg und Spaß beim Lernen.
Konzentration im Matheunterricht trainieren
Beim Kopfrechnen ist volle Konzentration gefragt. Damit “2 + 2” auch ja “4” ergibt, darf keine Ablenkung dazwischen funken. Der Matheunterricht ist deshalb der ideale Rahmen für Konzentrationsübungen. Hier sind ein paar Ideen für Eure Stundengestaltung:
Übung 1: Zahlen-Klatschen
Alle Kinder stehen in einem Kreis. Eines beginnt bei “1” und von hier geht es im Uhrzeigersinn mit der Zahlenreihe weiter. Anstelle jeder geraden Zahl (oder: jeder Zahl, in der eine “3” vorkommt) klatscht das Kind, welches an der Reihe ist. Je fortgeschrittener die Schüler im Rechnen sind, desto komplexer kann die Regel sein: Geklatscht wird zum Beispiel bei jeder Zahl, in der eine “3” vorkommt und die durch “3” teilbar ist. Ihr könnt Euch hier kreativ austoben und den Schwierigkeitsgrad an Eure Schüler:innen anpassen.
Übung 2: Zahlenreihen malen
Auf einem Blatt Papier stehen die Zahlen “1” bis “30” wild durcheinander. Die Kinder müssen nun beginnend bei “1” die Zahlenreihe in der richtigen Rangfolge nachzeichnen.
Übung 3: Fehler aufdecken
Auf einem Blatt Papier steht eine Zahlenreihe von “1” bis “30” oder höher. Die Reihenfolge ist jedoch nicht ganz korrekt. Hier und da haben sich Fehler eingeschlichen. Die Kinder müssen diese suchen und markieren. Nur wer konzentriert bei der Sache ist, findet alle falschen Stellen.
Übung 4: Zahlen erfühlen
Ist eine Sinneswahrnehmung ausgeschaltet, ist umso mehr Konzentration vonnöten. Für das Aufmerksamkeitsspiel “Zahlen erfühlen” braucht Ihr Zahlenbausteine wie die Kompaktbausteine von Calculix. Einem Kind werden die Augen verbunden. Es greift einen beliebigen Baustein aus dem Säckchen und muss nun ertasten, um welche Ziffer es sich dabei handelt. In einer Gruppe könnte ein weiteres Kind anschließend die Aufgabe bekommen, die nächst niedrigere oder höhere Zahl zu erfühlen und aus dem Säckchen zu ziehen.
Übung 5: Zahlen merken
Für diese knifflige Gedächtnisaufgabe braucht Ihr ein Gefäß und kleine Zettel, auf denen jeweils eine Zahl steht. Jeden Tag fischt ein:e Schüler:in eine davon heraus und liest sie laut vor. Ziel ist es, dass sich die Kinder möglichst viele der gezogenen Ziffern merken und aus dem Kopf aufsagen. Gar nicht so einfach, da täglich eine neue Zahl hinzu kommt.
Sprachliche Konzentrationsübungen für Kinder
Nicht nur im Matheunterricht, auch in der Deutschstunde können Konzentrationsübungen Platz finden. Hier sind ein paar Ideen, die sich übrigens auch in einen Klassenausflug einbinden lassen, beispielsweise während der Busfahrt oder bei einer Wanderung:
Übung 6: Wortverwandte finden
Ihr nennt einen Begriff, für den es ausreichend Synonyme oder Unterbegriffe gibt – zum Beispiel “Trinkgefäß”. Die Kinder sagen oder schreiben möglichst viele verwandte Wörter auf, etwa “Becher”, “Glas”, “Tasse”, “Pott”.
Übung 7: Wortreihe
Ein ebenso gutes Konzentrationstraining ist die Wortreihe. Dabei werden Begriffe gesucht, die sich aus zwei Substantiven zusammensetzen, zum Beispiel “Haustür”. Das Kind, welches als nächstes am Zug ist, nennt nun ein Wort mit “Tür…”, etwa “Türschloss”. So geht es immer weiter – “Schlosspark”, “Parkbank”, “Bankautomat” – bis niemandem mehr ein Begriff einfällt.
Übung 8: Alphabet rückwärts
Das A bis Z beherrschen die Kinder schon aus dem Effeff? Mehr Konzentration ist gefordert, wenn die Schüler:innen jeden zweiten oder dritten Buchstaben auslassen sollen. Oder, noch kniffliger: Sie beginnen bei Z und sagen das Alphabet rückwärts auf.
Konzentrationstraining durch Bewegung und Entspannung
Auch unabhängig von Zahlen und Buchstaben gibt es jede Menge Konzentrationsübungen, mit denen Ihr Kinder dabei unterstützen könnt, ihre Aufmerksamkeit aktiv zu schulen. Bewährte Methoden sind Geschicklichkeitsspiele, Bewegung und Entspannung:
Übung 9: Türmchen bauen
Holzbausteine lassen sich beeindruckend hoch auftürmen. Voraussetzungen für imposante Bauwerke sind ein wenig Geschick und jede Menge Konzentration. Geschicklichkeitsspiele, die nebenbei den Tastsinn schulen, können zum Beispiel kurze Unterrichtspausen füllen.
Tipp: Kombiniert das Spiel mit Rechenaufgaben. Mit den Calculix Zahlenbausteinen lassen sich nicht nur die Grundrechenarten üben, sondern auch Türmchen bauen.
Übung 10: Ballwerfen und Seilspringen
Tolle Konzentrationsübungen für den Sportunterricht oder die große Pause auf dem Schulhof sind Ballwerfen und Seilspringen. Ein Spiel mit dem Ball: Die Kinder stellen sich zu zweit gegenüber oder mit mehreren im Kreis auf. Nun werfen sie sich den Ball gegenseitig zu. Jeder Ballwechsel wird gezählt. In der ersten Runde soll der Ball 1 Mal den Besitzer wechseln, ohne den Boden zu berühren. In der nächsten Runde 2 Mal, dann 3 Mal und so weiter bis zehn Würfe geschafft sind.
Übung 11: Yoga für Kinder
Es müssen nicht immer Völkerball oder Turnen sein: Schüler, die regelmäßig kindgerechtes Yoga machen, empfinden weniger Stress und sind konzentrierter. Wie wäre es also, die Turnhalle ab und zu in einen Ort der Entspannung zu verwandeln? Bewährte Übungen sind beispielsweise “die Maus”, “der Baum”, “die Brücke” und “die Blume”.
Übung 12: Mandalas ausmalen
Neben Yoga kann das Ausmalen von Mandalas entspannend wirken und die Konzentration von Grundschulkindern fördern. Eine solche kurze, kreative Pause kann in vielen Unterrichtsfächern das Lernklima verbessern.
Konzentrationsschulung nach Montessori
Montessori-Schulen legen viel Wert auf freies Lernen ohne Druck. Die Pädagogin Maria Montessori entwickelte ein Konzept, um die Konzentrationsfähigkeit junger Schüler:innen zu stärken. Sie erkannte bei ihrer Arbeit mit lernschwachen Kindern, dass die ungeteilte Aufmerksamkeit Basis für Erkenntnisprozesse und Lernerfolge ist.
Die Montessori-Pädagogik sieht vor, dass Inhalte möglichst vereinfacht und zielgerichtet vermittelt werden. Dafür gibt es spezielle Lehr- und Arbeitsmaterialien. Jede Übung – egal, ob es sich um Mathematikmaterial, Sprach- oder Sinnesmaterial handelt – hat ein konkretes Lernziel. Gleichzeitig bereitet sie immer den nächsten Erkenntnisschritt vor. Durch die Reduzierung auf das jeweils Wesentliche soll es den Kindern leichter fallen, sich zu konzentrieren und Zusammenhänge zu erfassen.
Folgende Prinzipien nach Montessori können unter anderem die Konzentration bei Kindern fördern:
Übung 13: Phasen der Erholung
In Montessori-Einrichtungen haben Kinder mehr Pausen als in herkömmlichen Schulen. Arbeitsphasen und Sequenzen der Entspannung wechseln sich an den Bedürfnissen der Kinder orientiert ab.
Übung 14: Sitzkreis zum Ankommen
Der Sitzkreis oder Morgenkreis ist in den meisten Montessori-Schulen ein festes Ritual. Es hilft den Kindern, gemeinsam anzukommen und ihre Aufmerksamkeit auf das bevorstehende Unterrichtsgeschehen zu lenken. Der Begrüßungszirkel kann Körperübungen einschließen, aber auch das Singen von Liedern oder den Austausch von Erfahrungen.
Wir hoffen, dass wir euch mit diesen Übungen helfen konnten, eure Schützlinge zu unterstützen und das Klassenklima zu verbessern.
Euer Calculix-Team